Vita

Cestmir Janosek

Geboren wurde er am 23.05.1935 in Prag. Sein Vater, der während Krieges und danach gezwungen wurde, in Arbeiterberufen tätig zu sein, beschäftigte sich mit Astrologie und malte auch gern. Er stammte aus Zašova bei Valašske Meziřiči in Mähren. Die Mutter wohnte in Prag. 1941–45 lebte Janošek in Hořesedly, wo er eine deutsche Schule besuchte. Auf der Volksschule lernte er die heutigen Fotografen Stanislav Benc und Jiři Putta kennen, die später ebenfalls an den „Konfrontationen“ teilnahmen. In den Jahren 1950–54 studierte er an der Höheren Schule für Kunstgewerbe in der Prager Altstadt bei Prof. Rudolf Beneš. Seine Kommilitonen waren u. a. Alena Kučerová, Jan Švankmejer, Aleš Veselý. 1955–56 nahm er am Vorbereitungskurs der Akademie der Bildenden Künste von Prof. Jaroslav Vodrážka teil, mit ihm studierte auch Jaroslav Hovadík. Die Akademie der Bildenden Künste in Prag absolvierte eher von 1956 bis 1962 im Atelier von Prof. Vladimír Sychra zusammen mit Zdeněk Beran, James Janíček, Václav Křížek. 1962–64 wurde er mit zwei „Ehrenjahren“ an der Akademie der Bildenden Künste im Atelier von Prof. Karel Hladík ausgezeichnet. 1957 schloss er sich an der Akademie Jan Koblasa an, der ihm die Sicht auf die aktuelle Kunst vermittelte. 1958–61 war er eng mit Aleš Veselý befreundet. 1959 lernte er Vladimír Boudník kennen, den er mit Bedřich Dlouhý, Jan Koblasa, Karel Nepraš und Jaroslav Vožniak („Šmidrové“) und Zdeněk Beran, Anronín Málek, Zbyšek Sion, Antonín Tomalík bekannt machte. Er bewunderte Boudníks grafische Arbeiten. Ende der 50er-Jahre besuchte er zusammen mit Veselý Jiři Kolàř.

1960–64 hatte er Wohnung und Atelier in Prag 7, Janovského 4, wo er 1961 seine „Rußbilder“ ausstellte. Neben zahlreichen Künstlern aus dem Kreis der strukturellen Malerei besuchten auch die Schriftsteller Václav Havel, Jiři Kolář und Věra Linhartová diese private Ausstellung. Im Kreis der nichtkonformen jungen Malerei setzte er sich 1960 als Teilnehmer der beiden nicht-öffentlichen Ausstellungen „Konfrontation“ I und II durch. 1964 nahm er an der Ausstellung „D“ im Prager Nová Síň in der Voršilská ul. teil, 1965 an der „Konfrontation III“ im Aleš-Saal des Künstlerhauses Umělecká Beseda auf der Kleinseite. 1962–64 arbeitete er an einem Relief für das Staatliche Sanatorium in Karlsbad (2,5 × 2,5 m) und gewann den Preis der Stadt Karlsbad. 1962–66 arbeitete eher am Wandrelief im Theater der Werktätigen in Zlín (damaliges Gottwaldov). Zusammen mit dem Architekten Karel Kouba entwarf und realisierte er von 1964 bis 1968 die Assemblage-Wand in der Ledigenunterkunft in Vodochody (sie wurde Ende der 80er-Jahre vernichtet), sie war das radikalste Werk der expressiven Informellen in der damaligen tschechischen Monumentalkunst. Ab 1964 hatte Janošek sein Atelier in Karlín, Šaldova 4, das er vor der Ausreise ins Ausland Beran überließ.

Katalog
Atelier

Ende 1968 fuhr er mit seiner Ehefrau und der gemeinsamen Tochter in den Westen und ließ sich im Folgejahr in Deutschland in Köln am Rhein nieder. Seit 1972 ist er Mitglied der KUK (Künstler-Union Köln). 1970–73 veranstaltete er Lichtmeditationen: 1970 in seinem Kölner Atelier, 1972 in der Neuen Galerie in Aachen und im Rahmen des Kulturfestivals in Braunschweig, 1973 im Kölner Gürzenich, einem traditionellen Festsaal, und der Kölner Agneskirche. 1973 stellte er seine Givragen in der renommierten Kölner Baukunst-Galerie aus. Privat lässt er sich scheiden und heiratet später erneut. 1969–72 erhielt er Aufträge des Dortmunder Stahlkonzerns Hoesch. Seine drei Meter hohe Stahlplastik „Zentrum“ steht vor der Handelskammer in Dortmund. 1971 installierte er vier Kreis-Environments auf der Ausstellung der deutschen Industrie in Sao Paulo/Brasilien, bei denen er Stahl, bewegtes Licht und konkrete Musik einsetzte. 1975 erhielt er ein Jahresstipendium der Stadt Köln. 1976 widmete er das Großbild „Licht“ der Kirche St. Pankratius in Worringen. 1991 wird seine 1977 entstandene Plastik „Ein auf den Flug konzentrierter Vogel“ im Kölner Grüngürtel aufgestellt. 1993 ernannte man ihn in Köln zum „Künstler des Jahres“.
Seit der politischen Wende 1989 besucht er Prag immer wieder. Er ist in der Nationalgalerie in Prag vertreten, in der Galerie der Hauptstadt Prag und im Tschechischen Museum der Bildenden Künste in Prag, in zahlreichen regionalen tschechischen Museen und vielen privaten Sammlungen im In- und Ausland. Mehrere Arbeiten befinden sich im Besitz der Prager Galerie „Litera“.
Čestmír Janošek verstarb am 1. Dezember 2019 in Köln.

(aus: Čestmír Janošek: Praha – Kolín / Köln – Prag výběr z díla let 1957–1995. Kříž, Jan ; Schöller, Ludwig. Praha [u.a.]. České Muzeum Výtvarných Umění [u.a.]. 1995. [32] Bl. ISBN 80-7056-039-8; überarbeitet für diese Website von Veronika Roman)

Ausstellungen (Auswahl)

1960 Konfrontation I und II, Prag
1963 Club Manes, Prag
1964 Ausstellung „D“, Prag
1964 „Phases“, Brüssel
1965 „Phases autour de Surrealisme“, Caen
1967 „Junge tschechoslowakische Grafik“, Kuba
1968 Pratt Graphic Center, New York
1969 Galerie Mathias, Köln
1969 Galerie Ursula Wendtorf, Düsseldorf
1970 Kunsthalle Köln
1970 Neue Galerie, Aachen
1970 „Contemporaris“, Toronto
1971 Museum des 20. Jahrhunderst, Wien
1972 Galerie Baukunst, Köln



1972 Studio Orny, München
1973 Schloss Gymnich bei Bonn
1974 Galerie Mira, Ottawa/Kanada
1974 Zeichnungen (Ausstellung Preis Joan Miro), Barcelona
1975 Artothek, Köln
1975 Förderpreis der Stadt Köln
1976 Galerie Baukunst, Köln
1977 Kulturzentrum Köln-Worringen
1977 Bayreuth-Schloss
1978 H + W Galerie, München
1978 Galerie Papala, Karlsruhe
1979 Gemeindebücherei Pulheim
1980 Rathaus Köln

1981 Galerie „Las Chimeneas“, Fuerteventura
1982 Galerie „Orangerie“, Aachen
1983 Priesterseminar Köln
1984 Schloss Bedburg
1985 Maternushaus Köln
1986 Rathaus Galerie, Euskirchen
1986 „166 Tage Pelopones“ Atelier, Köln
1987 „44 Bilder am Golf von Korinth“, Köln
1988 Rathaus Galerie, Euskirchen
1988 Forum, Leverkusen
1989 Galerie Glockengasse, Köln
1990 „Korfu 90“ Atelier, Köln
1991 Hommage an den Kölner Dom, Atelier Köln
1992 Dom-Bilder, Museum Bad Berleburg